Eine beschämende Radpanne
Heute, Di um 18:00 Uhr, war wieder Rennrad-Training. Obwohl es vorher in Strömen geregnet hatte, wurde das Wetter schön und die Sonne kam heraus. In letzter Minute trafen noch die anderen ein, sodass wir mit mir zu viert waren. Aber leider kam ich heute nicht weit. Nachdem wir den ersten langen Berg hochgefahren sind, begann mein Hinterrad zu klemmen. Als ich nachschaute, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass es derartig schief stand, dass das der Mantel direkt am Rahmen schleifte.
Nachdem ich das Hinterrad notdürftig ausgerichtet hatte und den Schnellspanner der Hinterachse festziehen wollte, riss die Achsenschraube aus und somit wackelte das Hinterrad lose im Rahmen. Da die Reparatur langwieriger werden würde, schickte ich meine Sportskollegen alleine weiter und schob mein Rad auf einen Parkplatz, um den Schaden in Ruhe anzuschauen. Merkwürdigerweise hatte ich an der selben Stelle - neben einem Restaurant – mein Rad vor einigen Monaten schon einmal repariert. Ich habe immer Spezial-Werkzeug für einen Notfall dabei.
Aber je länger ich versuchte, den Fehler zu beheben, um so mehr Schaden entstand. Der Versuch, die Vorderrad-Achse in´s Hinterrad einzubauen, führte nur dazu, das sich auch das Gewinde verzog und somit beide Räder nicht mehr fixiert werden konnten. Frustriert klemmte ich meine Klickschuhe in die Pedale, zog die Socken aus und ging durch den Hintereingang der Gaststädte, um mir die völlig schwarzen, öligen Hände zu waschen. Zum Glück war ich alleine.
Das Wetter wurde richtig schön, die Sonne kam heraus und so ging ich barfuss bis zur nächsten Kreuzung, um dort zu trampen. Schon ein merkwürdiges Gefühl, in meinem Alter am Straßenrand zu stehen und zu trampen. Aber gleich eines der ersten Autos hielt an und nahm mich einige KM bis zur nächsten Hauptstraße mit. Eigentlich mag ich Trampen, da man so viele verschiedene Leute kennen lernt.
Unten an der Hauptstraße hielt ganz unverhofft ein toller BMW mit einem Siemens/KWU Fahrer, der mich bis an den Stadtrand fuhr. Er kam gerade aus München und hatte noch einen Abstecher bei seiner Mutter gemacht. Zuerst fragte er mich neugierig über mein Outfit aus: Warum ich hier in Radklamotten stehe und dann noch barfuss. Aber es leuchtet ihm natürlich ein, dass ich nicht mit den Klick-Pedalen herumlaufen konnte.
Beim Aussteigen an der Stadtrandgrenze gab er mir noch vier Euro für den Bus, damit ich wirklich sicher nach Hause käme. Als ich ihn um seine Visiten-Karte bat, um das Geld zurückzuzahlen, meinte er nur, ich solle es einem Menschen geben, der es dringender benötige. Sein großzügiges Verhalten beschämte mich sehr.
In der Stadt nahm ich dann den nächsten Bus. Als ich beim Umsteigen warten musste, traute sich niemand neben mich auf die freie Bank zu setzen – alles quetschte sich auf einer anderen Bank zusammen. Innerlich konnte ich nur schmunzeln.
Warten kann so entspannend sein, besonders wenn man die letzten Strahlen der untergehenden Sonne genießen kann. Wenig überraschend war es dann für mich, dass mich alle im Bus merkwürdig musterten, als ich einstieg. Aber es ging mir gut und so joggte ich nach dem Aussteigen barfuss die letzten 500m bis nach Hause.
Daheim interessierte es leider niemanden, wie es mir ergangen ist, zumal meine Frau mir nach meinem Sturz 2003 geschworen hatte, mich nie mehr irgendwo bei einer Panne oder einem Unfall vom Radfahren abzuholen.
LG triathlet